Anselm Kiefer

Nur wenige zeitgenössische Künstler haben einen so ausgeprägten Sinn für die Verpflichtung der Kunst zur Beschäftigung mit der Vergangenheit und ethischen Fragen der Gegenwart. Ende der 1980er Jahre bekannte er sich in einem „Art Talk“ zur Verantwortung der Kunst wie folgt: „Ich glaube, daß Kunst Verantwortung übernehmen muss, doch sollte sie nicht aufhören, Kunst zu sein. […] Meine Inhalte sind vielleicht nicht zeitgenössisch, aber politisch.“ Wie der Kunsthistoriker Werner Spies konstatiert, machte Kiefer, wie nur noch Gerhard Richter, „mit der Verdrängung von Namen, Begriffen und Topografien Schluß“. Als „pictor doctus“ (gelehrter Maler) charakterisiert die Schweizerin Andrea Lauterwein in ihrer Dissertation über Kiefer und Paul Celan einen Maler, der sich auf breite philosophische und literarische Referenzen stütze und dessen Dialog mit dem Poeten Celan leitmotivisch in sein Werk eingegangen sei. Durch die Rezeption von Celans Poesie habe er den Zirkel von Faszination und Ekel angesichts der nationalsozialistischen Phantasmagorie durchbrechen und auch die jüdische Sicht auf Holocaust und Shoa bildnerisch verarbeiten können. Der Londoner Kunsthistoriker Norman Rosenthal schreibt zur Wirkung von Kiefers Bildern: „Sie mögen den Deutschen Schmerzen bereiten, aber im Ausland wird er auch deshalb bewundert, weil er komplexe Werke zur Hitler-Zeit, auch zum Judentum geschaffen hat.“ Dieser Deutsche habe ein echtes Verhältnis zur eigenen Kultur, zu Beethoven, Heine, Goethe oder Wagner, und er bringe in seiner Kunst „das Schreckliche und das Schöne an seinem Land auf grandiose Weise zusammen“. Der französische Kunsthistoriker Daniel Arasse hebt hervor, dass Humor, Ironie und Spott „eine konstitutive Dimension“ seiner Arbeit sei, die es ihm bisweilen erlaube, „Verbote zu übertreten“.

Neben dem Dichter Paul Celan hat sich Kiefer auch von Ingeborg Bachmann zu bedeutenden Werken inspirieren lassen. Die Bilder ''Böhmen liegt am Meer'' (1995 und 1996) tragen den Titel eines auf einem Shakespeare-Motiv basierenden Gedichts von Bachmann. Auch ihr Vers „Jeder, der fällt, hat Flügel“ steht auf einem seiner späteren Gemälde aus Barjac.

Wer das bisherige Gesamtwerk Kiefers zu überschauen und zu ordnen sucht, wird immer wieder darauf stoßen, dass der Künstler unterschiedliche und zu unterschiedlichen Zeiten entstandene Werke und Werkgruppen mit gleichen Titeln bezeichnet, mit den Worten Jürgen Hohmeyers, ehemaliger Kulturredakteur des ''Spiegel,'' ist für Kiefer „Titel-Recycling […] geläufige Praxis“. Beispielhaft dafür sind seine mit ''Himmelspaläste'' oder ''Türme der Himmelspaläste'' bezeichneten zahlreichen Werke, Werkgruppen und Ausstellungen.

War Kiefers frühe Schaffensperiode durch eine nahezu obsessive Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und Kultur bestimmt, dann traten in seinen späteren Werkphasen neben Gnosis und jüdischer Mystik (Kabbala) ägyptische und altorientalische Mythologien sowie Kosmogonien als neue Inspirationsquellen hinzu, ohne dass die alten Themen völlig verschwanden. Veröffentlicht in Wikipedia
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Veröffentlicht 2001
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von Biro, Matthew
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